Freitag, 2. September 2011

Von der Hölle in den Himmel oder wie grundverschieden zwei Länder sein können

Ich habe nunmehr Kinshasa und meine lieben Freunde dort verlassen. Ohne Bruce, ein Geschäftsmann, hätte ich viele schöne Erlebnisse vermisst und nicht zuletzt hat er meine komplette Überfahrt von Kinshasa nach Brazzaville über den Kongo arrangiert.

Ich denke, dass ich es ohne seine Hilfe nicht geschafft hätte, die bürokratischen Hindernisse und sonstige Bösartigkeiten, um einen Europäer das Leiden zu lernen, nehmen hier gigantische Formen an.

Nichts destotrotz bin ich auf die Fähre gelangt, und siehe da: ich finde mich auf einem V.I.P.-Platz wieder. Danke, Bruce. Dieser Sonderbehandlung hat allerdings nicht verhindert, dass mein Gepäck durchsucht wurde. "Qu' est ce que vous avez dans le sac?"
Ich fange innerlich etwas zu schwitzen an - NUR NICHTS ANMERKEN LASSEN - immerhin habe ich Equipment mit, um das mich "Q", der Techniker von 007, beneiden würde.

Also zähle ich auf, was plausibel erscheint: "Laptop, Monsieur, un caméra, un caméra video, voilà, c' est tout." Für den Rest werde ich improvisieren...

Der Beamte fängt an, alles in ein Buch einzutragen. "Bon, Monsieur, on va controler, ouvrer le sac, s' il vous plait."

Scheisse, denk ich so, jetzt hast du gleich einen überdimensionalen Erklärungsbedarf. Mein Hirn fängt auf der Suche nach einer vertretbaren Ausrede zu rattern an.

"Non, non, ce Monsieur là, c' est bon, il peut partir." Ein höherer Beamter, dank Bruce, schleust mich durch. Welch ein Glück.

Die Überfahrt selbst ist schön, ein Video wird nachgereicht.

In Brazzaville verlaufen die Formalitäten dann etwas ruhiger, einen Oberst muss ich trotzdem mit €30,- bestechen. Angeblich habe ich keine beglaubigte Einladung, aber wer weiss das schon. An alle Kollegen da draussen: Kosten für einen Oberst: €30,- hehehe....

Als ich den Fuss auf den Boden vom Hafen von Brazzaville setze, laufen alle Menschen zusammen, schreien, lachen und tanzen. Ich bemerke einen schwarzen Hünen, einen echten Riesen, allemal er 2,05 Meter gross. Das arme Schwein wird von der Menge belagert, begrapscht und wie eine mittelalterliche Jahrmarktsattraktion behandelt, ich sehe in seinem Gesicht das jahrelange Leiden ob solcher Behandlungen, die er sicher schon sein ganzes Leben ertragen muss.

Auf alle Fälle bin ich einige Augenblicke und Bestechungsverhandlungen aus dem Hafen raus. Uuuuuuh! Brazzaville ist 1000:1 zu Kinshasa: sauber, ruhig, beschaulich, aufgeräumt. Africa for Beginners sozusagen, easy going.... Und das obwohl beide Länder Bantu-Völker sind und die gleiche Sprache sprechen. Drüben pfui, hier hui...Ich vermute bereits, dass mir hier in wenigen Tagen ziemlich langweilig werden wird.

Auf der Hotelsuche schneie ich in das "Hippocampus" und treffe dort 2 Schweizer; ich setze mich zu ihnen und wir beginnen zu parlieren: Simon und Phillip. Sie bereisen Afrika per Vélo innerhalb eines Jahres und sind derzeit aufgrund von Visaproblemen blockiert. Ihre Geschichten, die sie mir unter Zuhilfenahme etlicher Biere erzählen, sind beeindruckend und ich ziehe den Hut - Chapeau - vor diesen beiden knochenharten Abenteuerern. Zum Nachlesen hier ihr Blog http://www.simonwerren.ch

Brazzaville ist schnell entdeckt, die Langeweile kehrt ein und ich denke mir, es ist an der Zeit ziemlich schnell weiterzureisen. Mein ursprünglicher Plan per Zug nach Pointe Noire zu reisen habe ich verworfen, nachdem mir ausnahmslos von allen Freunden in Kinshasa dringend davon abgeraten wurde. Ich fliege also, durch irgendein Sonderangebot zahle ich mit der Fluglinie TAC (Trans Air Congo) nur €50,- für das Ticket.

Übrigens: der Flughafen in Brazzaville namens "Maya Maya" ist nagelneu und braucht keinen Vergleich mit europäischen Flughäfen zu scheuen, im Gegenteil.

Also befinde ich mich nunmehr in Pointe Noire, eine der bedeutendsten Hafen in der Gegend, da er ein natürlicher Tiefsee-Hafen ist und somit auch grosse Schiffe, Containerschiffe und Tanker aufnehmen kann. Das macht ihn konkurrenzlos.

Dementsprechend reich ist die Stadt und man hat leicht den Eindruck, man befindet sich irgendwo in Südfrankreich, vielleicht etwas schmuddeliger, aber nichtdestotrotz schön.

Ah, auf meiner Uhr steht 16h51 local time, es gilt den Blog zu schliessen, um nicht eine angebrochene Stunden berqppen zu müssen.

Bis bald und dann mit Fotos, euer Afro... eh schon wissen.

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